Alles Internet, oder was?! Tomaes/TAP
Das Internet, unendliche Weiten, überall kann man "es" einbauen. Ins Handy, in die Glotze, in den Kühlschrank, die Mikrowelle. Einfach nichts wird ausgelassen. Weil, "ohne" geht's nicht mehr (es geht natürlich, aber es wäre ja irgendwie völlig uncool, quasi "anti-hip", und das wollen die Hersteller von Kühlschränken, Mikrowellen und Toastern nicht (mehr) sein, von der Computerindustrie ganz zu schweigen). Auch Politiker kommen nicht mehr drum herum. Kleine Kinder übers Haupt streicheln, Siegerlächeln, korrektes Outfit; alles völlig unwichtig, wenn nicht mal "www.spd.de" auf dem Werbekugelschreiber steht. Und so kann man seit einiger Zeit beobachten, wie sich die Damen und Herren "Volksvertreter" zwecks Live-Chat vor die grauen Kisten lümmeln, um dem müden Wahlvolk ihre neusten Versprechungen mitzuteilen. Chic! Auch und gerade jene Mitmenschen jenseits des 50. Lebensjahrs sehen sich genötigt, mit der Zeit zu gehen. Alle Tage wieder liest man von "Senioren-Crashkursen" (ich denk' da immer an Autounfälle *g*) in Sachen Computer und Internet. Können die Dahinwesenden nicht in Ruhe ihrem unvermeidlichen Ende entgegensehen? Müssen sie immer so tun, als wären sie auch noch junge Hüpfer und problemlos in der Lage, alles Neue mitzumachen?! Sieht so aus. Auch die Komiker, Spötter und Zyniker haben das Internet für sich entdeckt. Herzlich gelacht hab' ich ja, als Harald Schmidt verzweifelt versuchte, den "Internet Explorer" mit einem Doppelklick zu starten, aber immer nur einen Umbenennen-des-Icons-Cursor zu Gesicht bekam. Hahahaha!! Die Geburtsstunde des "I-net DAU"-Witzes. Auch sonst ist "das Netz" eine wahre Fundgrube für lustige Gestalten aller Art. Ich sage nur "www.autsch.de". Wo wir schon mal bei Komikern sind, kommen wir doch gleich zum Fernsehen im Allgemeinen und Boulevard-Sendungen im Besonderen. Wie mussten sich die Redakteure früher immer quälen. Sendefähiger Blödsinn lag ja nicht gerade tonnenweise auf der Straße, jede peinliche Pseudo-Reportage und jedes dämliche Promi-Fake-Interview musste man sich mühevoll aus den Rippen leiern. Aber nun ist alles viiiel einfacher. Einfach eine beliebige Suchmaschine starten und nach einem skandalträchtigen Stichwort gefahndet. Ich möchte nicht wissen, wie viele Seiten es zum Stichwort "ficken + Kaufhaus" gibt. Pfui! Endlich kann man sich mal wieder richtig empören, wie schlecht die Welt doch ist und wie viele Ferkel es doch gibt (lechz!). Gute Story garantiert. Jetzt braucht man bei "Akte 99" nur noch einen Redakteur fürs Grobe. Und der kann das ja auch bequem von zu Hause aus machen. Telearbeit. Yes, so lieb ich mir den Fortschritt. Auch sonst läßt sich jede Menge anstellen. Man kann große Titelgeschichten bringen, mit Jungmillionären auf dem Cover (mit Headlines wie: "mit virtuellen Plumsklo dreihundert Milliarden $ an der Börse gemacht"), das kommt an! Oder man kann irgendwelche "Experten" sagen lassen, daß das Internet zweihundert Fantasttiliarden Jobs bringt (was sollen wir mit so vielen Web-Designern *g*). Oder man kann von einer neuen Epoche schwärmen (mein Lieblingswort: "Informationszeitalter"). Diejenigen, die die Tiny Toons (oder Quake) schon für jugendgefahrdend halten, haben naturgemäß andere Probleme ("wer schützt unsere Kinder"). Härtere Gesetze müssen her, aber flott. Jetzt wollen wir den Saustall "Internet" mal keimfrei machen. Ein wenig Freiheit ist ja noch ok, aber zuviel davon ist ja sowas von "schädlich" (schon mal was von "Medienkompetenz" gehört?!). Und dann noch die Musikindustrie, sie zittert, angeblich, vor MP3. Dank einer massiven Informationsflut seitens sämtlicher Zeitschriften und TV-Sendungen weiß jeder Fischhändler (und jeder "Computerbild"- Leser), um was es sich handelt. Na bitte! Geht doch. Internet - we love you!!!
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